Gesprächsrunde mit Baby

 

Greerton Early Childhood Centres / Tauranga / März 2011

 

Es ist so wenig passiert, dass es fast nichts zu beschreiben gibt.

 

Eine Erzieherin ist in einem kleinen, freundlich und hell eingerichteten Häuschen, ganz nahe neben dem Hauptgebäude der Einrichtung. Sie sitzt mit einem 10 Wochen alten Baby auf einem Sessel und gibt ihm sein Fläschchen, legt es danach auf den Teppich und stellt einen Spiegel daneben, in dem sich das Baby sehen kann.

Parallel zu diesem Geschehen komme ich als Besucherin mit Lorraine Sands, der Leiterin des Centers, in den Raum und ich erfahre, wie alt das Kind ist, wie die Arbeitsweise und die Arbeitszeiten der Erzieherin sind, dass dies das Haus der Babys ist und wie darin gelebt wird. Mehr ist nicht geschehen.

 

Nichts Besonderes? Doch!

Die Pädagogin war alleine mit nur diesem einen Kind und sah sehr zufrieden aus.

Sie hielt das Baby sehr sicher, niemals war der Kopf des Kindes ohne ihre stützende Hand oder die stützende Armbeuge. Meistens war ihr Blick auf das Kind gerichtet und die Gesichter der beiden waren einander nahe, ohne sich zu berühren. Ich dachte sofort: Das Kind ist und bleibt hier die Hauptperson, auch wenn wir Erwachsenen miteinander sprechen.

 

Die Körpersignale der jungen Frau waren, wie ich im Nachhinein deutlich vor Augen habe, in meine Richtung, dass diese Situation dem Kind gilt und nicht mir, der Besucherin. Ich hatte den Eindruck, dass sie dem Kind eine Situation bereitstellte, in der es sich zugehörig fühlen konnte. Es war kein Gegenstand des Gespräches. Es gehörte einfach in den Kreis derer, die im Raum waren und die Pädagogin war der sichere Platz, von dem aus das winzige Kind alles sehen konnte, wenn es wollte und es wollte. Es fühlte sich wohl.

 

Es hatte wache Augen und suchte den Blick der Pädagogin, schaute auch zu uns beiden, die als Besucherinnen in sein Häuschen gekommen waren. Ich denke, dass dieses Verhalten Explorieren und Kommunizieren war. Der Beitrag des Babys war, mit wachen Augen den Blick wandern zu lassen.

 

Auch als der kleine Junge von der Pädagogin auf den Boden gelegt wurde, änderte sich ihre Grundhaltung nicht. Sie ließ das Baby mit ihren Blicken wissen, dass es die Hauptperson ist, auch wenn andere Menschen mit im Raum sind. Zugehörigkeit, Wohlbefinden, Exploration, Kommunikation, Beitrag, alles war in dieser Situation enthalten.

Ich weiß, dass die Pädagogen in Greerton die Prinzipien und Strands des Curriculums als Basis für ihre Arbeit täglich vor Augen haben. Sie beziehen sie immer bewusst in ihre Arbeit ein. Ich denke, dass sich diese Tatsache an der sehr kurzen Begegnung im Babyhaus ablesen lässt.

 

Das Kind war zum Zeitpunkt meines Besuches schon zwei Wochen im Center. Es war die ganze Woche jeden Tag von früh morgens bis 17:00 Uhr in der Einrichtung. Ich habe erfahren, dass sich die Pädagogen mit einer genauen Planung als Team auf dieses Baby eingestellt haben. Sie waren sehr froh, dass alle Bedingungen günstig waren, um die Eingewöhnung des Kindes optimal zu gestalten.

Das Kind und die Mutter wurden nicht wie ein bedauernswerter Fall gesehen, sondern das Team akzeptierte die Entscheidung der Mutter und bot Mutter und Kind Sicherheit und Zuverlässigkeit. Das war eine Leistung des ganzen Teams. Alle waren beteiligt, indem die Arbeitszeiten aller Pädagogen in den Plan einbezogen wurden.

 

Ich sehe dahinter eine Haltung, die der Mutter die Rolle als Hauptperson im Leben des Kindes lässt. Ihre Entscheidung wurde ohne Wertung angenommen. Das Team hat seine Aufgabe, die sich aus der Entscheidung der Mutter ergab, professionell wahrgenommen. Das Kind erfuhr optimale Pflege, Erziehung und Beziehung in seiner Zeit im Centre.

 

Der Verbindungsfaden zwischen Mutter und Kind sind dabei vermutlich tägliche  Lerngeschichten wegen der intensiven und deshalb viel beachteten Eingewöhnung (in der Einrichtung lassen die Pädagogen kein Kind ohne Lerngeschichten leer ausgehen). Bilder, Videos, Erzählungen schriftlich und mündlich können der Mutter Auskunft über ihr Kind geben. Ich habe leider keines dieser Dokumente gesehen aus Zeitmangel.

Ich glaube, dass sich so eine sehr intensive Beziehung zwischen der Erzieherin und der Mutter ergibt. Über diese Zugehörigkeit der Erwachsenen untereinander wächst das Gefühl der Zugehörigkeit des Kindes. Darüber wird es sich als wertvoller Teil einer Gemeinschaft wahrnehmen.

 

Isolde kock

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Te Whâriki

Early Childhood Curriculum

1 Te Whâriki.pdf
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Das erste Te Whâriki von 1996