WOHER KOMMT DEINE ENERGIE?“

 

Diese Frage habe ich einigen Pädagoginnen in neuseeländischen Kindergärten gestellt.

Von den Kindern“. Das war die erste Antwort, die ich von einer Pädagogin im Rosskill South Kindergarten*1erhielt. Es wäre vielleicht die einzige geblieben, wenn ich nicht weiter gefragt hätte:

Wenn Kinder automatisch durch ihr Vorhandensein die Quelle für Energie und für gute freudvolle Arbeit im Kindergarten sind, warum sind dann einige Pädagogen zufrieden und andere nicht?“ Jedes Kind mache doch jeden Tag etwas Großartiges, Neues, Bemerkenswertes, Überraschendes. Kinder seien so wunderbar, lernfähig, kreativ. Sie hatte eine nicht enden wollende Liste von Eigenschaften. Sie war voller uneingeschränkter Begeisterung für die Kinder.

In ihrem Blick konnte ich sehen, dass ihr meine Fragen überflüssig oder unsinnig vorkamen. Sie brauchte offenbar Geduld mit mir. Ich denke, sie befindet sich in einem Team, das diese Fragen nicht mehr stellt. Die Entscheidung, wie dieses Team von Pädagogen Kinder sehen will, war schon lange gefallen.

 

Rosskill South Kindergarten, März 2011.

Alle Kinder saßen am Ende der Kindergartenzeit beisammen. Sie hatten gemeinsam aufgeräumt, es war Zeit zum Abholen. Sie warteten „schnackend“ und lachend auf dem Teppich. Eine kleine Weile später setzte sich ein Pädagogin dazu. Es wurde ein Lied vom Zählen gesungen. Mittendrin kam ein Junge unaufgefordert mit einem Buch nach vorne. Eine Seite war zerrissen und dies zeigte er der Pädagogin. Sie sah es an und sagte: „Oh, so zerschlissen von Liebe!“ und gab es ihm zurück. Was sie noch sagte, habe ich nicht verstanden. Die Gesichter der beiden waren jedenfalls entspannt und freundlich.

 

Die Pädagogen dort haben ein Bild vom Kind gewählt, das sich auf das Curriculum for Early Childhood Education Te Whâriki beruft (siehe Übersetzung der Einleitung „Curriculum für Frühpädagogik).

Und sie haben ein Team gewählt, mit dem sie dieses Bild vom Kind aufrechterhalten und in positive Arbeit umsetzen können.

Ich hatte Gelegenheit, am eigenen Leib zu erfahren, wie es wirkt, erwünscht, erwartet und beachtet zu sein. Als ich im Rosskill South Kindergarten ankam, fand ich für mich eine Tafel mit einer handgeschriebenen Begrüßung.

 

 

WAS MACHT EIN TEAM ZU EINEM GUTEN TEAM ? “

In einem anderen Kindergarten, Greerton Early Childhood Centres, habe ich erfahren, dass das Team in seinem Stamm schon 18 Jahre existiert und dass viele der 20 Pädagogen schon 10 Jahre dort arbeiten. Es scheint Freude zu machen, dort zu arbeiten.

Ich vermute, dass dabei auch die Anerkennung eine Rolle spielt, die sich das Team durch eigene Forschungen und Veröffentlichungen erarbeitet hat. Die Leiterin der Einrichtung, Lorraine Sands *2 , ist in diesem Zusammenhang ein nimmermüder, liebevoller Motor. Ihre Veröffentlichungen sind wunderbar zu lesen.

 

Mir fiel in diesem Team auf, dass es so gut wie keine privaten Gespräche zwischen den Mitarbeitern gab, während Kinder anwesend waren. Die Aufmerksamkeit war auf das Handeln der Kinder gerichtet.

Das machte einen Eindruck von hoher Professionalität und Konzentration. Das ist seriöse, zielgerichtete, professionelle Arbeit an einem klug gestalteten Arbeitsplatz, wo die guten Beziehungen im Team professionell und in erster Linie für Kinder und ihre Familien genutzt werden. ( Als ich in Greerton nach der Zahl der Kinder fragte, bekam ich übrigens die bemerkenswerte Antwort, das Team betreue hier FAMILIEN. )

Mir schien oft, als sei die Arbeit für die neuseeländischen Pädagogen im Kindergarten leicht. Auch das machte ich zum Thema und bekam die Antwort: „Wo pädagogische Arbeit leicht aussieht, wurde vorher hart gearbeitet“*3. Das ist wohl in keinem Land anders, denke ich.

 

Isolde Kock

September 2011

 

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*1 Rosskill-South Kindergarten / mit Google zu finden

*2 Lorraine Sands / siehe bekanntes Neuland / Links / ELP

*3 Kathryn Delany, Educational Leadership Project, Facilitator / siehe bekanntes Neuland/ Links / ELP

https://bekanntesneuland.wixsite.com/my-site

 

Te Whâriki

Early Childhood Curriculum

1 Te Whâriki.pdf
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Das erste Te Whâriki von 1996