Dieser Beitrag entstand nach Gesprächen unter Frauen/Pädagoginnen, die sich fragten, warum ein Klima von Hartherzigkeit im Umgang mit Babys keine Seltenheit ist; warum Erwachsene, die Babys und Kleinkinder betreuen, so wenig Freude ausstrahlen.
(Dresden 2013 bei der Netzwerk-Tagung KINDER BIS 3)
Diese Informationen sind gedacht für Interessierte, die nach Indizien
forschen, ob wir heute noch denken und handeln, wie Dr. Johanna Haarer für so unsäglich lange Zeit niedergeschrieben hat; autorisiert durch das
Hitler-Regime; nicht vom Markt genommen nach 1945 (bis 1996 verlegt im Carl-Gerber-Verlag, Nürnberg).
Johanna Haarers Erziehungs-Bücher waren populäre Ratgeber und hatten lange Zeit wenig Konkurrenz nach 1945. Ein Beispiel: mir wurde 1972, als Geschenk der Stadt Kiel, zur Geburt meiner Tochter dieses Buch überreicht: "Die Mutter und ihr erstes Kind / Johanna Haarer"
An meine Gesprächspartnerinnen in Dresden:
Ich war so erzogen und noch nicht wach, dass sich 1972 in mir kein Widerspruch regte, keine Verdacht aufkam, kein Bewusstsein vorhanden war für den
Ursprung des Buches.
Ich war, wie viele Mütter, eine Debütantin in Sachen Erziehung und nahm die RatSCHLÄGE auf.
Sehr tief wurde ich geprägt durch das Denken und Handeln meiner Mutter und Großmutter und Urgroßmutter..., meines Vaters, Großvaters, Urgroßvaters...
--- und sie waren einfach Mütter und Väter.
Ich bin damit nicht alleine, weiß ich.
Das Erwachen war ein langer, erlösender und schmerzhafter Prozess.
Ich glaube, er dauert noch an und das ist richtig so.
Ich weiß, es dauert noch an und es soll nicht anders sein.
Ich will noch wacher werden und wach bleiben.
Ich will auch die Verantwortung für mein Denken und Fühlen ganz übernehmen.
Veränderung und Lernen ist möglich.
Ich habe mir und dem Baby den Frieden erklärt!
(in Anlehnung an Pennie Brownlee; diese Webseite BABYS).
Ich bin 1946 geboren.
Isolde Kock
August 2013
Ein selbsternannter neuseeländischer "Erziehungs-Experte" = Truby King vertrat die gleichen Prinzipien wie Dr.
Johanna Haarer =>die offizielle Stimme des Hitler-Regimes für Erziehungsfragen. Auch sie eine selbsternannnnte "Expertin" in Sachen Erziehung.
Sozialpsychologische Sicht
H. Welzer: Tötungsarbeit - YouTube
Kritische Literatur zu Haarer
Sigrid Chamberlain: Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind | Sabrina Sailer
Johanna Haarer, geborene Barsch, (* 3. Oktober 1900 in Tetschen; † 30. April 1988 in München) war eine österreichisch-deutsche Ärztin und Autorin von auflagenstarken Erziehungsratgebern (vor und nach 1945), die eng an die Ideologie des Nationalsozialismus angelehnt waren. Haarer war seit 1937 Mitglied der NSDAP und zeitweise „Gausachbearbeiterin für rassenpolitische Fragen“ der NS-Frauenschaft in München.
...Eine Approbation erhielt sie in der Bundesrepublik nicht mehr; sie arbeitete jedoch bis zu ihrer Pensionierung 1965 in Gesundheitsämtern.
...Ihr Buch von der „deutschen Mutter“ wurde auch in den „Mütterschulungskursen“ genutzt, die von einem erheblichen Anteil der deutschen Mütter besucht wurden. Der verlegerische Erfolg war somit garantiert.
Auch nach 1945, bis in die 70er Jahre fand sich Haarers Buch in einer entschärften Fassung in fast jedem Haushalt der Bundesrepublik. Nach 1945 wurde das Buch unter Weglassung von „deutsche“ im Titel und einigen Retuschen veröffentlicht. Es gab häufige Neuauflagen, zuerst im kirchlich-evangelischen Verlag Lätare, Nürnberg 1949, ab 1951 ohne die härtesten NS-Begriffe beim Carl-Gerber-Verlag, Nürnberg, dort zuletzt eine angeblich „Völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage“ im März 1996.
...Haarer hatte selbst fünf Kinder, aber weder eine pädagogische Ausbildung noch eine in Kinderheilkunde. Die Publikation erreichte bis 1987 eine Gesamtauflage von ca. 1,2 Millionen. Noch in den 1960er Jahren diente es als Lehrbuch in Berufs- und Fachschulen, z. B. bei der Ausbildung von Hauswirtschaftslehrerinnen, die dieses „Wissen“ dann wiederum ihren Schülerinnen andienten.
Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Lehmanns, München 1934 u. ö.; verändert: Die Mutter und ihr erstes Kind. Laetare, Nürnberg 1949; zuletzt: Carl Gerber, Nürnberg 1996.
Unsere kleinen Kinder. Lehmanns, München 1936 u. ö.; später, von bestimmten Nazi-Begriffen gereinigt: Unsere Schulkinder. Carl Gerber, München 1950; zuletzt 1970.
Veränderung ist möglich - Ein Land kann lernen! - Te Whâriki und Lerngeschichten sind heute in Neuseeland tonangebend!
Truby King - Wikipedia, the free encyclopedia
Sir Frederic Truby King CMG (1 April 1858 – 10 February 1938), generally known as Truby King, was a New Zealand health reformer and Director of Child Welfare. He is best known as the founder of the Plunket Society.
Sixth In Line: Truby King babies
Auszüge:
"...Long ago my mother told me about the influence of Frederic Truby King in her life. Her first babies were Truby King babies whenever my father was around. But in the middle times he was either away at work or off fighting in the war and she could mother as she saw fit.
My mother preferred the times when my father was away she told me because she was then left free to care for her babies, to follow their whims, to put them to bed when they were tired, to feed them when they were hungry, to hold them when they needed holding and not to follow the rigid dictates of Truby King as interpreted by my father.
As a follower of Truby King my father insisted on discipline. Four hourly feeds. The baby was to be held only for feeding and changing of nappy then back to bed for the next four hours with no interference from mother.
They might cry, these Truby King babies, but they soon learned it was pointless. Their cries would go unheard.
My mother talks about this time now as an aberration. She thinks it stopped when there were more babies because it was all too hard for my father to police. I was therefore not a Truby King baby nor the one below me, nor any of my mother’s other babies born in Australia...
....I've read up on Truby King. His adopted daughter Margaret wrote a biography on her father whom she adored. He was born and lived at the same time as Freud, and although also a psychiatrist by training, he took an interest not in the psyche but in the body and in preventative health care.
He trained a troop of mothercraft nurses to deal with what he considered to be 'over-feeding' but the notion of systematized four hourly feeding came from a Dr Thomas Bull in 1850. Truby King pushed it further until people like Dr Spock and Donald Winnicott turned the tide and helped people to realise the importance of feeding as an emotional experience that cannot be systematised and deserves respect and encouragement.
It turns out that Truby king had wanted his mothercraft nurses to become friendly advisors to the mothers in their care but instead these nurses tyrannised the mothers and insisted on order and rule bound behaviour in much the way my father thumped the book of rules at my mother.
My mother then lost her confidence and her babies suffered. ... "