Führungspersönlichkeiten von Kindesbeinen an
„Mit Lerngeschichten wachsen“ (Kornelia Schneider)
…ja, das kann man als Kind, als Eltern, als Pädagogin. Kornelia Schneider hat in ihrem just erschienenen Buch alle Beteiligten im Blick. Mir gefällt sehr, dass das Lernen der Lerngeschichten-
schreiberin einen großen Teil dieses Buches einnimmt. Das wird der Bedeutung der Pädagogin im Arbeitsfeld Frühpädagogik gerecht. Der Beruf der Erzieherin wird in Deutschland leider immer noch
unterschätzt. Dabei ist die Bezugsperson in der außerhäuslichen Betreuung, Erziehung und Bildung von Kleinst-und Kleinkindern die Schlüsselfigur für gute Entwicklung von Kindern in Krippe und
Kindergarten. Sie muss dem Kind die Gewissheit der Zugehörigkeit geben, für sein Wohlbefinden sorgen, die Entdeckerfreude des Kindes sehen und fördern, für die Qualität der Kommunikation im Auge
haben und sie pflegen und das Kind ermutigen, seinen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Alle diese Dimensionen werden in Lerngeschichten berücksichtigt und von der Autorin transparent
gemacht.
In diesem Buch zeigt und beschreibt Kornelia Schneider die Lernwege vieler Pädagoginnen hin zu guten Lerngeschichtenschreiberinnen - seit 2004. Das sind manchmal 16 Jahre der gemeinsamen
Weiterentwicklung und des fachlichen Austausches zwischen Kornelia Schneider im Projekt des DJI „Bildungs- und Lerngeschichten“ und den Fachfrauen in der Praxis, Multiplikatorinnen und
Erzieherinnen. Hier im Buch kommen durch die Dokumentation von Kornelia Schneider viele zu Wort.
2004 waren Lerngeschichten und das zugrundeliegende Curriculum Te Whâriki aus Neuseeland in Deutschland noch weitestgehend unbekannt. Das ist auch kein Wunder, denn auch in Neuseeland war diese
Form der Beobachtung und Dokumentation noch relativ frisch. (1990 erschien das Early Childhood Curriculum Te Whâriki und um diese Zeit entstanden auch die Learning Stories). Wie das Kennenlernen
von Lerngeschichten als Dokumentationsform (ab 2004, vom DJI begleitet und geleitet) stattfand, geht aus dem Buch ebenso hervor, wie die Beschreibung von Prozessen in Teams beim Aneignen der
ungewohnten Beobachtungsform. Der Austausch unter den Pädagoginnen und deren Multiplikatorinnen war in allen Schritten von entscheidender Bedeutung. Das kann Mut machen zum eigenen Start mit
Lerngeschichten.
Heute sind Lerngeschichten in Deutschland schon nahezu in aller Munde. Als “Bildungs- und Lerngeschichten“ werden sie von einer Gruppe bezeichnet und als „Lerngeschichten oder Learning Stories
aus Neuseeland“ von einer anderen Gruppe. Die Quelle ist allemal das Minstry of Education.von Neuseeland. Das macht Kornelia Schneider angenehm deutlich. Hoffentlich erkennen die beiden
Strömungen in Deutschland das.
Kornelia Schneider hat einen Schatz geschaffen, den man nicht auf einen Blick erfassen kann. Vielleicht ist es das Wesen von echten Schatzkästen, dass das einzelne Fundstück genauer betrachtet
werden muss. Eine Leserin wird die Entwicklung der Bildungslandschaft in Neuseeland faszinieren, eine andere Leserin findet in den konkreten Beispielen von Lerngeschichten den Einstieg und eine
weitere findet sich und ihre Kolleginnen wieder in der Beschreibung vom durchaus mühevollen Arbeiten in Teams und merkt, dass sie nicht das einzige Team sind, das sich neue Wege selbstbewusst
erarbeitet. Wer sich vertieft, kann Fachleute sehen, die ihren Beruf lieben und an forschender Grundhaltung in der Frühpädagogik interessiert sind. Der Berufsstand der Erziehenden (der
Erzieherin) wird hier von seiner anspruchsvollsten, selbstbewusstesten und wirksamsten Seite beschrieben. Selten sieht man so wie hier Erzieherinnen in der Rolle der Forscherin im eigenen
Arbeitsfeld. Auch das ist den neuseeländischen Pädagoginnen abgeschaut.
Die neuseeländischen Fachkräfte kommen in diesem Buch so zu Wort, dass es die Leserin hoffentlich reizt, sich an die Fachliteratur im Original heranzuwagen. Alle Zugänge auch dazu nennt Kornelia
Schneider.
Wer sich in dieser Coronazeit mit erfreulichen Inhalten bilden möchte, der findet in dieser Schatzkiste das richtige Thema. Die Prozesse in pädagogischen Teams werden sehr realistisch und erreichbar dargestellt. Also trauen Sie sich und wachsen Sie mit.
Kiel, den 28.04.2020
Buchbesprechung von
Isolde Kock
In Fortführung zum weiterhin aktuellen Werk »Das Lernen feiern – Lerngeschichten aus Neuseeland« mit den wichtigen Grundlagen, geht es in diesem Heft um neuere Entwicklungen und um die Vermittlung der Arbeit mit Lerngeschichten.